Mittwoch, 4. November 2009
Pläne für die Zukunft
- Demonstrationen im "iranischen Stil" an Donnerstag Abenden
- Iraner in Amerika und Europa haben Solidaritäts-Demonstrationen in der Zeit vom 1. - 4. November geplant. Nähere Informationen unter
http://crowdable.net/,
http://iran.whyweprotest.net/usa-east-coast/
http://iran.whyweprotest.net/usa-west-coast/.
- Begleitung der Mütter der Opfer der grünen Bewegung im Laleh Park, jeden Samstag
Nachrichten
- Green Wave of Freedom (Mowje Sabz): Heute gab es in ganz Iran großangelegte Proteste der "Grünen Bewegung" gegen den Staatsstreich vom 12. Juni. Den Protesten wurde in den meisten Städten mit äußerster Brutalität begegnet. Dabei waren Zivilpolizisten, Basij-Milizen und Sondereinheiten der Polizei Hauptagierende gegen die Zivilbevölkerung, deren einziges Verbrechen darin bestand, an einer friedlichen Demonstration teilzunehmen.
Berichten zufolge wurden mehrere Menschen durch Schlagstöcke und Tränengas verletzt. Einige wurden wegen ihrer Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert, andere wurden verhaftet.
Außer in Teheran gab es auch in anderen Großstädten große Demonstrationen gegen die betrügerische Regierung, darunter die Städte Isfahan, Shiraz, Tabriz, Mashhad, Rasht, Ahvaz, Shahre Kord und Ghazvin
Wie ein Mowjcamp-Reporter berichtete, feuerten die Spezialeinheiten am Haft-e Tir-Platz in die Menge, Menschen suchten mit blutüberströmten Gesichtern Schutz in Privathäusern in der Nähe des Platzes. Berichte von der Amirabad-Straße deuten auf eine hohe Beteiligung der Grünen Bewegung an den Protesten hin. Sie riefen "Solange Ahmadinejad Präsident ist, gibt es jeden Tag eine Demonstration" und "Tod dem Diktator".
Einige Videos der landesweiten Proteste sowie Bilder, die die Brutalität der Polizei zeigen, sind dem Original-Newsletter beigefügt. (Anm. d. Übers. da die Videoformate im Mail-Anhang hier nicht eingebettet werden können, habe ich selbst einige aus den unzähligen Videos auf youtube ausgewählt)
Teheran "Khamenei ist ein Mörder"
Pläne für die Zukunft
- Demonstrationen im "iranischen Stil" an Donnerstag Abenden
- Iraner in Amerika und Europa haben Solidaritäts-Demonstrationen in der Zeit vom 1. - 4. November geplant. Nähere Informationen unter
http://crowdable.net/,
http://iran.whyweprotest.net/usa-east-coast/
http://iran.whyweprotest.net/usa-west-coast/.
- Begleitung der Mütter der Opfer der grünen Bewegung im Laleh Park, jeden Samstag
Nachrichten
- Green Wave of Freedom (Mowje Sabz): Heute gab es in ganz Iran großangelegte Proteste der "Grünen Bewegung" gegen den Staatsstreich vom 12. Juni. Den Protesten wurde in den meisten Städten mit äußerster Brutalität begegnet. Dabei waren Zivilpolizisten, Basij-Milizen und Sondereinheiten der Polizei Hauptagierende gegen die Zivilbevölkerung, deren einziges Verbrechen darin bestand, an einer friedlichen Demonstration teilzunehmen.
Berichten zufolge wurden mehrere Menschen durch Schlagstöcke und Tränengas verletzt. Einige wurden wegen ihrer Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert, andere wurden verhaftet.
Außer in Teheran gab es auch in anderen Großstädten große Demonstrationen gegen die betrügerische Regierung, darunter die Städte Isfahan, Shiraz, Tabriz, Mashhad, Rasht, Ahvaz, Shahre Kord und Ghazvin
Wie ein Mowjcamp-Reporter berichtete, feuerten die Spezialeinheiten am Haft-e Tir-Platz in die Menge, Menschen suchten mit blutüberströmten Gesichtern Schutz in Privathäusern in der Nähe des Platzes. Berichte von der Amirabad-Straße deuten auf eine hohe Beteiligung der Grünen Bewegung an den Protesten hin. Sie riefen "Solange Ahmadinejad Präsident ist, gibt es jeden Tag eine Demonstration" und "Tod dem Diktator".
Einige Videos der landesweiten Proteste sowie Bilder, die die Brutalität der Polizei zeigen, sind dem Original-Newsletter beigefügt. (Anm. d. Übers. da die Videoformate im Mail-Anhang hier nicht eingebettet werden können, habe ich selbst einige aus den unzähligen Videos auf youtube ausgewählt)
Teheran "Khamenei ist ein Mörder"
Teheran - Verhaftung von Demonstranten
"Der grüne Iran will keine Atombombe"
Teheran-Universität
Shiraz
Tabriz
- Deutsche Welle: Augenzeugen zufolge überstieg die Anzahl der Sicherheitskräfte, aber auch ihr Verhalten gegenüber den Demonstranten am 4. November alles bisher dagewesene. Zudem wurden Frauen heute von Zivilpolizisten, Basijis und Spezialeinheiten heftiger angegriffen als Männer.
Seit dem frühen Mittwoch Morgen waren die Straßen Mofatteh, Taleghani, Varzandeh, Somayyeh und Ghaem-Magham voll besetzt mit Basijis und Zivilkräften. Die U-Bahn war auf den Strecken zum Haft-e Tir-Platz blockiert, Banken und Geschäfte in der Umgebung waren geschlossen.
Ein Anwohner des Haft-e Tir-Platzes sagte in einem Interview mit der Deutschen Welle: "(Sie) haben um Mitternacht Sicherheitskräfte zum Kabganian-Sportkomplex und zum Shiroudi-Stadium gebracht. Die Gegend glich einer Militärbasis. Gegen 9 Uhr morgens begannen sie, Menschen zu schlagen und zu misshandeln. Sie schlugen jeden, der auf dem Gehweg stand und mit dem Handy Videos machte. Zuerst schlugen sie ein junges Mädchen, und als eine Dame sie fragte, warum sie das täten, wurde sie auf den Mund geschlagen. Später verfolgten sie auch junge Männer, die gefragt hatten, warum sie die Frauen schlügen. Man konnte sehen, dass diese militärisch gekleideten Burschen höchstens fünfzehn oder sechzehn Jahre alt waren."
Der Besitzer eines Ladens in der Sohrevardi-Straße berichtet: "Sie haben die Frauen sehr heftig und grausam geschlagen, vielleicht deshalb, weil sich die Frauen bei den Ereignissen in der Vergangenheit immer in der ersten Reihe befanden. Wir haben (bei den jüngsten Demonstrationen) extrem mutige und verantwortungsvolle Frauen gesehen."
Augenzeugenberichten zufolge dauerten die Proteste in Zentral- und Nordteheran bis 17 oder 18 Uhr und dehnten sich sogar bis in den Bezirk Hoseynieh Ershad (Shariati-Straße) aus. Mancherorts beschossen Sicherheitskräfte die Menschen mit Farbmunition.
- Radio Zamaneh/Deutsche Welle: Berichten zufolge gab es während der Feierlichkeiten zum 4. November Angriffe der regimetreuen Kräfte gegen Mehdi Karroubi, zwei seiner Leibwächter wurden verletzt. Hossein Karroubi, Mehdi Karroubis Sohn, sagte in einem Interview mit Radio Zamaaneh und der Deutschen Welle, die Sicherheitskräfte hätten Mehdi Karroubi am Haft-e Tir-Platz mit Tränengas beschossen. Er sagte: "Herr Karroubi traf wie angekündigt um 10:30 Uhr am Haft-e Tir-Platz ein. Wegen des dichten Verkehrs stieg er ca. 500 bis 600 m vor Erreichen des Platzes aus und ging den Rest des Weges in Begleitung mehrerer Menschen zu Fuß. In ungefähr 100 Meter Entfernung vom Platz fuhren Spezialeinheiten auf Motorrädern auf uns zu und begannen, (alle) zu schlagen. Sie beschossen uns mit Tränengas, einer beschoss vorsätzlich Herrn Karroubi, traf aber einen seiner Leibwächter. Nach diesem Zwischenfall versuchten, die Leibwächter, meinen Vater zum Auto zurückzubringen. Die Angreifer versuchten, meinen Vater am Erreichen des Haft-e Tir-Platzes zu hindern, damit er sich nicht den Demonstranten anschließt. Jedenfalls stieg er auf dem Rückweg mehrmals aus und antwortete auf die Sympathiebekundungen und Parolen der Menschen."
Hossein Karroubi erklärte: "Die Regierung muss wegen dieser heftigen Angriffe auf Herrn Karroubi für seine Sicherheit und sein Leben zur Verantwortung gezogen werden"
- Green Wave of Freedom: Am Mittwoch Morgen versammelten sich mehr als 3000 Studenten in der Teheran-Universität und versuchten, sich den Demonstranten anzuschließen, woran sie aber von den Spezialeinheiten gehindert wurden. Daraufhin riefen die Studenten Parolen gegen den Führer. Sie skandierten unter anderem “Moaavieh (Name für einen Führer und Nachfolger des Propheten in der frühislamischen Ära), schäme dich und gib die Monarchie auf", "Khamenei ist ein Mörder, mit seiner Führung ist es vorbei", "Tod dem Diktator, Schah oder Doktor".
Demonstranten warfen Münzen nach den Spezialeinheiten und bezeichneten sie als Agenten der Putschregierung. Trotz unzähliger (Überwachungs-)Kameras, die auf die Universität und die angrenzenden Straßen gerichtet waren, zog sich die Versammlung der Studenten bis weit nach 15 Uhr hin.
- Green Wave of Freedom: Dr. Habibollah Peyman und seine Frau beteiligten sich an der heutigen Demonstration und wurden von Sicherheitskräften mit Schlagstöcken heftig geschlagen. Beide wurden im Gesicht und am Kopf verletzt. Dr. Peyman ist Mitglied der "Koalition der Nationalreligiösen" und Gründungsmitglied der "militanten Muslimbewegung".
- ParlemanNews: Dutzende von Zivilpolizisten der Sicherheitskräfte versammelten sich mit Motorrädern vor dem Kunstzentrum in Teheran und skandierten Parolen gegen Moussavi. Eine Gruppe stürmte ins Innere des Zentrums, das Moussavis Auto gerade im Begriff war zu verlassen. Die Zivilpolizisten konnten irgendwann aus dem Zentrum vertrieben werden, doch verhinderte ihr Aufmarsch vor dem Gebäude, dass Moussavi dieses verlassen konnte.
- Green Wave of Freedom: Berichten zufolge waren in mehreren Stadteilen Teherans heute Nacht (22 Uhr) von den Dächern "Allah-o Akbar"-Rufe zu vernehmen. Auch in mehreren Universitäten der Provinzstädte waren Rufe zu hören. Die Rufe erklangen heute in der zweiten Nacht in Folge.
- Deutsche Welle: Am Mittwoch Morgen äußerten sich Vertreter Washingtons besorgt über die heutigen Ereignisse im Iran. Der französische Außenminister zeigte sich angesichts Berichten über Gewalt seitens der Sicherheitskräfte beunruhigt und fügte hinzu, diese Vorgehensweise schädige das Ansehen des iranischen Regimes. Die Vorsitzende der deutschen Partei "Die Grünen" sagte in einem veröffentlichten Statement, die Fortsetzung der Proteste zeige, dass die Regierung in Tehrean undemokratisch sei. Sie betonte, dass der 4. November (13. Aban) traditionell an das Geiseldrama in der amerikanischen Botschaft erinnern sollte, dass jedoch viele mutige Männer und Frauen am heutigen Tage das Ereignis in ihre Hände genommen hätten, um dem obersten Führer zu zeigen, dass seine Regierung keine Legitimität besitze. Abschließend erklärte sie sich solidarisch mit den studentischen politischen Aktivisten, den Frauenrechtlerinnen, den politischen Gefangenen und den Journalisten.
Nachrichten von Verhafteten und Verstorbenen
- BBC/Freedom Wave: Das "Büro zur Stärkung der Einheit" (eine reformorientierte Alumni-Organisation) gab bekannt, dass Sicherheitskräfte den Vorsitzenden der Menschenrechtskommission, Hasan Asadi Zeidabadi, das Zentralratsmitglied Mohammad Sadeghi und den Vorsitzenden der Zweigstelle in Guilan, Kouhzad Esmaeili jeweils einzeln in ihren Wohnungen verhaftet hätten. Wie "Freedom Wave" berichtet, wurden bei den Protesten am Mittwoch auch die Organisationsmitglieder Mohamad Hashemi, Nafiseh Zare-Kohan, Vahideh Molavi, Ali Mashmouli und Ali Malihi verhaftet.
- BBC: Die Verhandlungsrunde gegen die beiden im Zusammenhang mit den Ereignissen nach der Wahl Angeklagten Mohammad Ali Abtahi (früherer Vizepräsident Mohammad Khatamis) und Hengameh Shahidi, Journalistin und Beraterin Mohammad [sic] Karroubis in Frauenfragen, fand am Mittwoch, dem 4. November statt. Beide werden unter anderem der Beleidigung des Präsidenten, der Propaganda gegen die Islamische Republik, der Störung der öffentlichen Ordnung durch Teilnahme an illegalen Versammlungen sowie des Besitzes von Verschlussdokumenten.
Analyse
-Radio Farda: Die Demonstrationen vom 4. November im Iran sind von vielen internationalen Medien aufgegriffen worden. In einem Bericht der "Los Angeles Times" wird erzählt eine Frau:
"Ich wurde mit einem Schlagstock derart heftig geschlagen, dass ein Polizist seinen Kollegen bat, Mitleid mit mir zu haben und damit aufzuhören", sagte eine 54jährige Mutter dreier Kinder, deren Name auf eigenen Wunsch nicht veröffentlicht wird. "Aber ich habe keine Angst. Ich werde bis zum Schluss weiter protestieren."
Das "Wall Street Journal" beleuchtet eine der Parolen der Demonstranten: "Obama, Obama, entweder mit ihnen oder mit uns". Die Zeitung wertet diese Parole als Botschaft an Präsident Obama. Sie bezeichnete die Proteste der Opposition am 4. November als "fundamentale Herausforderung" für den Putsch-Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad, aber auch für alle konservativen Geistlichen in der Regierung der Islamischen Republik, einschließlich Ayatollah Khamenei.
Die öffentlichen Fernsehanstalten der USA haben Bilder von den Protesten und den "Anti-Diktator"-Parolen gesendet, die sie von Iranern im Iran erhalten hatten, und sie Millionen von Zuschauern zugänglich gemacht.
In einem Zeitungsbericht mit dem Titel "Iranische Demonstranten übernehmen den 30. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft" wurde berichtet, wie Demonstranten auf Bildern des obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei herumtrampelten. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Gewalt gegen die Demonstranten bisher ungekannte Ausmaße erreicht hätte. Die Zeitung zitiert eine Frau auf dem Haft-e Tir-Platz, die einem persischen Radiosender gegenüber gesagt hatte, sie habe "noch nie eine solche Gewalt gesehen."
Die in London erscheinende Zeitung "Al Sharq Alawsat" schreibt in einem Artikel von Abdul Rahman Al-Rashed: "Die iranische Führung begeht dieselben Fehler wie der Schah in den letzten Tagen seiner Regierung, als er die Forderungen von Millionen Iranern ignorierte."
Die vollständigen Artikel sind [auf Englisch] hier nachzulesen:
http://www.latimes.com/news/nationworld/world/la-fg-iran-protests5-2009nov05,0,2031874.story
http://online.wsj.com/article/SB125732912728227709.html?mod=rss_whats_news_us
http://www.guardian.co.uk/world/2009/nov/04/iran-protests-embassy-30th-anniversary
http://www.asharq-e.com/news.asp?section=2&id=18685
E-Mail: student.information.center@gmail.com
Tel: +1 (253) 234-IRAN , +1 (253) 234-4726
Newsletter abonnieren: http://groups.google.com/group/student-information-center
Twitter: IranSIC
Übersetzung aus dem Englischen: Julia
Original unter: http://groups.google.com/group/student-information-center
Bei Weiterveröffentlichung bitte Link zu diesem Post angeben.
Seit dem frühen Mittwoch Morgen waren die Straßen Mofatteh, Taleghani, Varzandeh, Somayyeh und Ghaem-Magham voll besetzt mit Basijis und Zivilkräften. Die U-Bahn war auf den Strecken zum Haft-e Tir-Platz blockiert, Banken und Geschäfte in der Umgebung waren geschlossen.
Ein Anwohner des Haft-e Tir-Platzes sagte in einem Interview mit der Deutschen Welle: "(Sie) haben um Mitternacht Sicherheitskräfte zum Kabganian-Sportkomplex und zum Shiroudi-Stadium gebracht. Die Gegend glich einer Militärbasis. Gegen 9 Uhr morgens begannen sie, Menschen zu schlagen und zu misshandeln. Sie schlugen jeden, der auf dem Gehweg stand und mit dem Handy Videos machte. Zuerst schlugen sie ein junges Mädchen, und als eine Dame sie fragte, warum sie das täten, wurde sie auf den Mund geschlagen. Später verfolgten sie auch junge Männer, die gefragt hatten, warum sie die Frauen schlügen. Man konnte sehen, dass diese militärisch gekleideten Burschen höchstens fünfzehn oder sechzehn Jahre alt waren."
Der Besitzer eines Ladens in der Sohrevardi-Straße berichtet: "Sie haben die Frauen sehr heftig und grausam geschlagen, vielleicht deshalb, weil sich die Frauen bei den Ereignissen in der Vergangenheit immer in der ersten Reihe befanden. Wir haben (bei den jüngsten Demonstrationen) extrem mutige und verantwortungsvolle Frauen gesehen."
Augenzeugenberichten zufolge dauerten die Proteste in Zentral- und Nordteheran bis 17 oder 18 Uhr und dehnten sich sogar bis in den Bezirk Hoseynieh Ershad (Shariati-Straße) aus. Mancherorts beschossen Sicherheitskräfte die Menschen mit Farbmunition.
- Radio Zamaneh/Deutsche Welle: Berichten zufolge gab es während der Feierlichkeiten zum 4. November Angriffe der regimetreuen Kräfte gegen Mehdi Karroubi, zwei seiner Leibwächter wurden verletzt. Hossein Karroubi, Mehdi Karroubis Sohn, sagte in einem Interview mit Radio Zamaaneh und der Deutschen Welle, die Sicherheitskräfte hätten Mehdi Karroubi am Haft-e Tir-Platz mit Tränengas beschossen. Er sagte: "Herr Karroubi traf wie angekündigt um 10:30 Uhr am Haft-e Tir-Platz ein. Wegen des dichten Verkehrs stieg er ca. 500 bis 600 m vor Erreichen des Platzes aus und ging den Rest des Weges in Begleitung mehrerer Menschen zu Fuß. In ungefähr 100 Meter Entfernung vom Platz fuhren Spezialeinheiten auf Motorrädern auf uns zu und begannen, (alle) zu schlagen. Sie beschossen uns mit Tränengas, einer beschoss vorsätzlich Herrn Karroubi, traf aber einen seiner Leibwächter. Nach diesem Zwischenfall versuchten, die Leibwächter, meinen Vater zum Auto zurückzubringen. Die Angreifer versuchten, meinen Vater am Erreichen des Haft-e Tir-Platzes zu hindern, damit er sich nicht den Demonstranten anschließt. Jedenfalls stieg er auf dem Rückweg mehrmals aus und antwortete auf die Sympathiebekundungen und Parolen der Menschen."
Hossein Karroubi erklärte: "Die Regierung muss wegen dieser heftigen Angriffe auf Herrn Karroubi für seine Sicherheit und sein Leben zur Verantwortung gezogen werden"
- Green Wave of Freedom: Am Mittwoch Morgen versammelten sich mehr als 3000 Studenten in der Teheran-Universität und versuchten, sich den Demonstranten anzuschließen, woran sie aber von den Spezialeinheiten gehindert wurden. Daraufhin riefen die Studenten Parolen gegen den Führer. Sie skandierten unter anderem “Moaavieh (Name für einen Führer und Nachfolger des Propheten in der frühislamischen Ära), schäme dich und gib die Monarchie auf", "Khamenei ist ein Mörder, mit seiner Führung ist es vorbei", "Tod dem Diktator, Schah oder Doktor".
Demonstranten warfen Münzen nach den Spezialeinheiten und bezeichneten sie als Agenten der Putschregierung. Trotz unzähliger (Überwachungs-)Kameras, die auf die Universität und die angrenzenden Straßen gerichtet waren, zog sich die Versammlung der Studenten bis weit nach 15 Uhr hin.
- Green Wave of Freedom: Dr. Habibollah Peyman und seine Frau beteiligten sich an der heutigen Demonstration und wurden von Sicherheitskräften mit Schlagstöcken heftig geschlagen. Beide wurden im Gesicht und am Kopf verletzt. Dr. Peyman ist Mitglied der "Koalition der Nationalreligiösen" und Gründungsmitglied der "militanten Muslimbewegung".
- ParlemanNews: Dutzende von Zivilpolizisten der Sicherheitskräfte versammelten sich mit Motorrädern vor dem Kunstzentrum in Teheran und skandierten Parolen gegen Moussavi. Eine Gruppe stürmte ins Innere des Zentrums, das Moussavis Auto gerade im Begriff war zu verlassen. Die Zivilpolizisten konnten irgendwann aus dem Zentrum vertrieben werden, doch verhinderte ihr Aufmarsch vor dem Gebäude, dass Moussavi dieses verlassen konnte.
- Green Wave of Freedom: Berichten zufolge waren in mehreren Stadteilen Teherans heute Nacht (22 Uhr) von den Dächern "Allah-o Akbar"-Rufe zu vernehmen. Auch in mehreren Universitäten der Provinzstädte waren Rufe zu hören. Die Rufe erklangen heute in der zweiten Nacht in Folge.
- Deutsche Welle: Am Mittwoch Morgen äußerten sich Vertreter Washingtons besorgt über die heutigen Ereignisse im Iran. Der französische Außenminister zeigte sich angesichts Berichten über Gewalt seitens der Sicherheitskräfte beunruhigt und fügte hinzu, diese Vorgehensweise schädige das Ansehen des iranischen Regimes. Die Vorsitzende der deutschen Partei "Die Grünen" sagte in einem veröffentlichten Statement, die Fortsetzung der Proteste zeige, dass die Regierung in Tehrean undemokratisch sei. Sie betonte, dass der 4. November (13. Aban) traditionell an das Geiseldrama in der amerikanischen Botschaft erinnern sollte, dass jedoch viele mutige Männer und Frauen am heutigen Tage das Ereignis in ihre Hände genommen hätten, um dem obersten Führer zu zeigen, dass seine Regierung keine Legitimität besitze. Abschließend erklärte sie sich solidarisch mit den studentischen politischen Aktivisten, den Frauenrechtlerinnen, den politischen Gefangenen und den Journalisten.
Nachrichten von Verhafteten und Verstorbenen
- BBC/Freedom Wave: Das "Büro zur Stärkung der Einheit" (eine reformorientierte Alumni-Organisation) gab bekannt, dass Sicherheitskräfte den Vorsitzenden der Menschenrechtskommission, Hasan Asadi Zeidabadi, das Zentralratsmitglied Mohammad Sadeghi und den Vorsitzenden der Zweigstelle in Guilan, Kouhzad Esmaeili jeweils einzeln in ihren Wohnungen verhaftet hätten. Wie "Freedom Wave" berichtet, wurden bei den Protesten am Mittwoch auch die Organisationsmitglieder Mohamad Hashemi, Nafiseh Zare-Kohan, Vahideh Molavi, Ali Mashmouli und Ali Malihi verhaftet.
- BBC: Die Verhandlungsrunde gegen die beiden im Zusammenhang mit den Ereignissen nach der Wahl Angeklagten Mohammad Ali Abtahi (früherer Vizepräsident Mohammad Khatamis) und Hengameh Shahidi, Journalistin und Beraterin Mohammad [sic] Karroubis in Frauenfragen, fand am Mittwoch, dem 4. November statt. Beide werden unter anderem der Beleidigung des Präsidenten, der Propaganda gegen die Islamische Republik, der Störung der öffentlichen Ordnung durch Teilnahme an illegalen Versammlungen sowie des Besitzes von Verschlussdokumenten.
Analyse
-Radio Farda: Die Demonstrationen vom 4. November im Iran sind von vielen internationalen Medien aufgegriffen worden. In einem Bericht der "Los Angeles Times" wird erzählt eine Frau:
"Ich wurde mit einem Schlagstock derart heftig geschlagen, dass ein Polizist seinen Kollegen bat, Mitleid mit mir zu haben und damit aufzuhören", sagte eine 54jährige Mutter dreier Kinder, deren Name auf eigenen Wunsch nicht veröffentlicht wird. "Aber ich habe keine Angst. Ich werde bis zum Schluss weiter protestieren."
Das "Wall Street Journal" beleuchtet eine der Parolen der Demonstranten: "Obama, Obama, entweder mit ihnen oder mit uns". Die Zeitung wertet diese Parole als Botschaft an Präsident Obama. Sie bezeichnete die Proteste der Opposition am 4. November als "fundamentale Herausforderung" für den Putsch-Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad, aber auch für alle konservativen Geistlichen in der Regierung der Islamischen Republik, einschließlich Ayatollah Khamenei.
Die öffentlichen Fernsehanstalten der USA haben Bilder von den Protesten und den "Anti-Diktator"-Parolen gesendet, die sie von Iranern im Iran erhalten hatten, und sie Millionen von Zuschauern zugänglich gemacht.
In einem Zeitungsbericht mit dem Titel "Iranische Demonstranten übernehmen den 30. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft" wurde berichtet, wie Demonstranten auf Bildern des obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei herumtrampelten. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Gewalt gegen die Demonstranten bisher ungekannte Ausmaße erreicht hätte. Die Zeitung zitiert eine Frau auf dem Haft-e Tir-Platz, die einem persischen Radiosender gegenüber gesagt hatte, sie habe "noch nie eine solche Gewalt gesehen."
Die in London erscheinende Zeitung "Al Sharq Alawsat" schreibt in einem Artikel von Abdul Rahman Al-Rashed: "Die iranische Führung begeht dieselben Fehler wie der Schah in den letzten Tagen seiner Regierung, als er die Forderungen von Millionen Iranern ignorierte."
Die vollständigen Artikel sind [auf Englisch] hier nachzulesen:
http://www.latimes.com/news/nationworld/world/la-fg-iran-protests5-2009nov05,0,2031874.story
http://online.wsj.com/article/SB125732912728227709.html?mod=rss_whats_news_us
http://www.guardian.co.uk/world/2009/nov/04/iran-protests-embassy-30th-anniversary
http://www.asharq-e.com/news.asp?section=2&id=18685
E-Mail: student.information.center@gmail.com
Tel: +1 (253) 234-IRAN , +1 (253) 234-4726
Newsletter abonnieren: http://groups.google.com/group/student-information-center
Twitter: IranSIC
Übersetzung aus dem Englischen: Julia
Original unter: http://groups.google.com/group/student-information-center
Bei Weiterveröffentlichung bitte Link zu diesem Post angeben.
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Zusätze:
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1. Projekt "German Media for Iranians in Iran"
Unterstützung für Iraner im Iran, Druck auf das Regime
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2. NEU: Sehr gute Videodokumentation über die ersten Tage nach der Präsidentschaftswahl, jetzt auch mit deutschen Untertiteln:
3. Aktuelle Veranstaltungstermine in Deutschland (keine Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit, Änderungen und neue Termine können hinterlassen werden)
4. United4Iran Deutschland: http://www.united4iran.de/
5. Deutsche Übersetzungen von Blogs, Artikeln und Nachrichten zum Thema jenseits der internationalen Massenmedien: Julias Blog
6. Sammlung aller aktuellen UN-Petitionen zum Iran (mit freundlicher Genehmigung von @nedaagain): http://petitionsforiran.wordpress.com/
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