Ab dem 24. Oktober wird der SIC-Newsletter nur noch Samstags, Montags und Mittwochs erscheinen. Wichtige Nachrichten werden ggf. auch an anderen Tagen versandt.
Pläne für die Zukunft
- Demonstrationen im "iranischen Stil" an Donnerstag Abenden
- Vorbereitungen auf die "Übernahme" der Demonstration am 4. November zum Jahrestag der Geiselkrise im Iran.
Nachrichten
- BBC: Der Vorsitzende der Oppositionspartei National Trust, Mehdi Karroubi, ist bei seinem Besuch der Medienmesse in Mossala im Norden Teherans von Regierungsanhängern attackiert worden.
Die Anhänger der Grünen Bewegung begrüßten ihn mit Parolen gegen die Regierung. Die Regierungsanhänger antworteten darauf mit Parolen gegen Karroubi. Es gab Zusammenstöße zwischen den Anhängern Karroubis und Ahmadinejads, letztere versuchten, Karroubi anzugreifen. Zwar bestätigten staatliche Nachrichtenagenturen den Zwischenfall, sagten aber, dass Karroubi vom Messegelände gebracht werden musste.
(s. auch Bericht von Radio Zamaneh in deutscher Übersetzung http://lilalinda-juliasblog.blogspot.com/2009/10/oppositionsfuhrer-karroubi-in-der.html, d. Übers.)
- BBC: Wie die Webseite Nowrouz (von Jebhe Moshaejat) berichtet, ist Mir Hossein Moussavi mit der Redaktion der Zeitung Kalameh Sabz zusammengetroffen. Er drückte sein Bedauern über die derzeitige Publikationssperre von Kalameh Sabz aus und sagte, diese Situation sei "vorübergehend". Weiter sagte er: "Die Bedingungen im Inneren und auf internationaler Ebene werden eine Situation herbeiführen, in der alle Stimmen gehört werden."
- Radio Farda: Der Freitagsprediger von Teheran Kazem Seddiqi, der vor Kurzem vom Obersten Führer ernannt wurde, verwies auf die Besorgnis, die Ayatollah Khamenei angesichts der 2 Millionen Studenten der Geisteswissenschaften im Iran hegt. Er sagte: "Wir brauchen an unseren Universitäten eine Revolution wie vor 30 Jahren, denn man sollte den Universitäten gegenüber dieselbe Vorsicht an den Tag legen wie den Feinden gegenüber."
- Radio Farda: Die Oppositionsparti Jebheh Mosharekat hat die Verhaftungen während einer religiösen Zusammenkunft am Donnerstag verurteilt und verkündet, dass ein solches Vorgehen die Bewegung des "Grünen Pfads der Hoffnung" nicht erschüttern könne. Die Partei forderte zudem eine umgehende Freilassung aller Verhafteten sowie eine gerichtliche Verfolgung der Verantwortlichen für diese Tat, damit "das Volk nicht den letzten Rest an Vertrauen in das Regime verliert".
- Radio Farda: Die "Kanadischen Journalisten für Meinungsfreiheit" (CJFE) haben die iranische Journalistin Jila Baniyaghoub und die Russische Zeitung Novaya Gazeta mit dem Internationalen Pressefreiheitspreis für außerordentlichen Mut und Berichterstattung unter außerordentlichsten Bedingungen ausgezeichnet.
- Radio Farda: Die iranischen Filmemacher Jafar Panahi, Fatemeh Motamed Arya und Mojtaba MirTahmasb haben nach ihrem Ausreiseverbot und der Einziehung ihrer Pässe durch Regierungsbehörden am Flughafen einen Brief veröffentlicht. In dem an das iranische Volk gerichteten Brief heißt es, dass ihre Identität nicht von ihren Pässen abhängig sei und dass sie immer Iraner bleiben werden.
Nachrichten von Verhafteten und Verstorbenen
-- BBC: Eine große Anzahl von Personen ist am Donnerstag während einer religiösen Zeremonie für politische Gefangene im Iran verhaftet worden. Dies teilt die reformorientierte Webseite Nowrouz mit. Die Zeremonie war von der Familie des iranischen Reformaktivisten Shahab-edin Tabatabaei organisiert worden, der nach der umstrittenen Wahl im Juni verhaftet und für fünf Jahre inhaftiert worden war. Das Hafturteil war Anfang dieser Woche bekanntgegeben worden. Die Zeremonie fand in seinem Haus im Nordwesten Teherans statt. Shahab-edin Tabatabaei war Chef der Jugendkampagne Mir Hossein Moussavis für die Präsidentschaftswahl.
(s. dazu auch Bericht von Mowjcamp in deutscher Übersetzung: http://lilalinda-juliasblog.blogspot.com/2009/10/massenverhaftungen-dauern.html, sowie neue Einzelheiten von persian2english (auf Deutsch): http://lilalinda-juliasblog.blogspot.com/2009/10/mohtashami-pour-neue-einzelheiten-uber.html, d. Übers.)
- Mowj-e Azadi: Die Großayatollahs Montazeri und Sanei haben die Verhaftungen während der religiösen Zeremonie für politische Gefangene im Iran verurteilt. Sie riefen die Familien der Verhafteten zur Geduld auf.
(s. dazu auch Bericht von Radio Zamaaneh in deutscher Übersetzung:
http://lilalinda-juliasblog.blogspot.com/2009/10/iranische-reformkleriker-verurteilen.html, d. Über.)
- BBC: Neueste Nachrichten weisen darauf hin, dass einige der während der religiösen Zeremonie am Donnerstag verhafteten Personen wieder freigelassen, andere hingegen nach Evin gebracht wurden.
Analyse
- Barbara Slavin schreibt in einem Artikel in der Washington Post, die iranische Regierung versuche, auf internationaler Ebene an Legitimität zu gewinnen, indem sie sich bei der Nuklearthematik nachgiebig zeigt. Ihre Legitimität sei infolge der Krise nach den Wahlen beschädigt worden. Die terroristischen Aktivitäten in Südiran und die gemäßigteren Positionen von Irans Verbündeten wie Hamas und Hisbollah hätten den Druck auf die iranische Regierung erhöht. Obwohl die Regierung bezüglich der Unterdrückung des Volkes einen Sieg beanspruchen könne, sei kein Tag ohne studentische Proteste in den Universitäten vergangen.
Die Tatsache, dass Mousavi und Karroubi nicht aufgegeben hätten, sei ebenfalls bedeutsam. Der niedrige Ölpreis habe Irans politische und wirtschaftliche Kraft geschwächt, und täglich verließen weitere Wissenschaftler und Politiker das Land.
Andererseits hätten die Zeichen der Freundschaft seitens der Regierung Obama Iran des ständigen ideologischen Feindes beraubt.
Die iranische Regierung gehe jedoch innenpolitischen und internationalen Krisen entgegen, was die Zukunft dieser Regierung noch schwärzer mache.
Empfehlungen und Warnungen
Mohsen Sazegaras Video vom Freitag:
- Er rief die Aktivisten der Grünen und der Arbeiter in Ahvaz auf, Fotos und Videos anzufertigen, um andere über ihre Aktivitäten zu informieren und ihnen zu ermöglichen, auf ihre Erfahrungen zurückzugreifen.
- Er wies darauf hin, dass die Konflikte zwischen der neu gebildeten Intelligence Agency der Sepah, den iranischen Revolutionsgarden und dem Geheimdienstministerium eine Situation geschaffen haben, in der viele wichtige und nützliche Informationen und Dokumente durchsickern können. Dies betreffe zum Beispiel die Verhöre des letzten Jahres. Er fügte hinzu, dass viele repressive Kräfte innerhalb der Sepah planten, den NKVD und den Tschechischen Geheimdienst zu imitieren, um ihre neue Sicherheitsabteilung aufzubauen. Dies weise angesichts der Errungenschaften der (modernen) Kommunikation und der Existenz von Internet und Satellitenfernsehen auf ihre Unkenntnis hin.
- Die jüngsten Angriffe der "Organisatoren des Putsches" gegen die Teilnehmer an den Komail-Gebeten im Haus der Familie Tabatabaei, bei denen viele verhaftet wurden, sollten Sazegara zufolge Angst unter den Familien der nach den Wahlen Inhaftierten verbreiten. Ziel sei, die Bewegung zu lähmen. Da die Grüne Bewegung nicht zentralisiert und zudem sehr groß sei, habe diese Aktion die Putschisten jedoch lediglich diskreditiert.
- Zu den Nukleargesprächen meinte Sazegara, dass interne Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Putschregierung der Grund dafür seien, dass die iranische Regierung von den zuvor erreichten Übereinkünften mit der Gruppe der 5+1 wieder abgewichen sei. Dadurch hätten sie an Glaubwürdigkeit verloren. Der Grünen Bewegung zeige dies, dass die Putschisten angreifbar und uneinheitlich seien, und dass Khamenei nicht in der Lage sei, diese Situation zu kontrollieren.
- Sazegara ist der Meinung, dass der Grund für die neuen Gerüchte über Khameneis Tod dessen Depressionen seien. Khamenei leide seit 20 Jahren an Depressionen. Durch die problematische Situation nach den Wahlen hätten sich die Depressionen verschlimmert, und er leide erneut an Schlaflosigkeit.
- Die Regierung sucht Sazegara zufolge nach Wegen, um die Menschen davon abzuhalten, am 13. Aban (4. November) auf die Straße zu gehen. Wegen der internen Konflikte innerhalb der Sepah sei dies ergebnislos geblieben.
Mohsen Sazegaras Video vom Samstag:
- Er begrüßte, dass große Menschenmengen Mehdi Karroubi bei der Medien-Messe empfangen haben, was leider durch Angriffe seitens einer kleinen Gruppe von Regierungsanhängern unterbrochen wurde. Es habe sich dabei vermutlich um einen inszenierten Vergeltungsversuch für die Angriffe von Studenten auf Saffar Harandi gehandelt. Die Führungspersonen der Grünen Bewegung sollten daher ihre Pläne nicht im Voraus bekannt geben.
(Videosequenzen der Proteste gegen Saffar Harandi eingefügt vom Übers.)
- Die Pässe von Motamed Arya, Panahi und Tahmasb sind von der Regierung eingezogen worden. Beyzayi und einige andere Künstler nehmen nicht am Fajr-Festival teil. Wir sollten diesen Künstlern bei jeder sich bietenden Gelegenheit applaudieren und sie dabei unterstützen, Druck auf die Regierung auszuüben.
- Die politisch inaktive Azad-Universität in der Provinz Yazd hat sich dank der Bemühungen zweier Studenten über Nacht in ein Zentrum der Aktivität verwandelt. Kleine Gruppen an anderen Universitäten sollten sich an ähnlichen Aktionen beteiligen, um die Proteste gegen die Regierung voranzutreiben.
*Beide Audio-Files sind auf Persisch dem Original-Newsletter angehängt und finden sich außerdem auf Mohsen Sazegaras Homepage: http://www.sazegara.net/persian/
E-Mail: student.information.center@gmail.com
Tel: +1 (253) 234-IRAN , +1 (253) 234-4726
Newsletter abonnieren: http://groups.google.com/group/student-information-center
Twitter: IranSIC
Übersetzung aus dem Englischen: Julia
Original unter: http://groups.google.com/group/student-information-center
Bei Weiterveröffentlichung bitte Link zu diesem Post angeben.
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Zusätze:
Zusätze:
1. Projekt "German Media for Iranians in Iran"
Unterstützung für Iraner im Iran, Druck auf das Regime
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2. Wichtiger als man denkt: Unterstützer, Mitglieder, Übersetzer gesucht für Facebook-Gruppe zur Übersetzung von Blogs, Artikeln und Nachrichten zum Thema Iran, die nicht in den Massenmedien erscheinen.
Warum mitmachen? Nicht nur für diese Facebook-Gruppe gilt: Je mehr Übersetzungsaktivitäten öffentlich sichtbar sind, desto mehr Druck entsteht für das iranische Regime. Darum hilft auch eine passive Mitgliedschaft in der Gruppe der Sache sehr, da sie den Verbreitungsgrad der Aktivitäten gegen das Regime dokumentiert.
3. Aktuelle Veranstaltungstermine in Deutschland (keine Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit, Änderungen und neue Termine können hinterlassen werden)
4. United4Iran Deutschland: http://www.united4iran.de/
5. Deutsche Übersetzungen von Blogs, Artikeln und Nachrichten zum Thema jenseits der internationalen Massenmedien: Julias Blog
6. Sammlung aller aktuellen UN-Petitionen zum Iran (mit freundlicher Genehmigung von @nedaagain): http://petitionsforiran.wordpress.com/
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