Freitag, 3. Juli 2009

Green Brief #17 3.7.2009 - deutsche Übersetzung:

Original: http://iran.whyweprotest.net/news-current-events/6402-green-brief-17-july-03-a.html (englisch)

Ich bin NiteOwl AKA Josh Shahryar - twitter.com/iran_translator bei Twitter – und war die letzten Stunden tief in Tweets (Twitter-Nachrichten) aus dem Iran eingetaucht. Ich habe mich darum bemüht, bei der Wahl meiner Twitter-Quellen extrem vorsichtig zu sein. Im Folgenden habe ich zusammengestellt, was ich durch meine verläßlichen Twitter-Quellen bestätigen kann. Dennoch bitte ich zu bedenken, dass alle Meldungen hier aus Tweets stammen. (Meine Arbeiten erscheinen zu den Bedingungen von Creative Commons (CC). Sie können also uneingeschränkt genutzt werden)

Die folgenden wichtigen Ereignisse im Iran vom 3. Juli 2009 kann ich bestätigen.

Demonstranten

1. Die Familien von verhafteten Demonstranten führten ihre Versammlungen vor dem Evin-Gefängnis den dritten Tag in Folge fort. Von der Gedenkveranstaltung gestern auf dem Beheshte Zahra Friedhof wird berichtet, dass die Teilnehmer von Basijis angegriffen wurden. Es wurde gemeldet, dass ein großer Teil der Geschäfte in Teheran gestern geschlossen blieben – um den 20. Tag der Bewegung des „Grünen Meeres“ (Sea of Green) zu würdigen.

2. Heute fanden Demonstrationen in Mashad statt, unsere Quellen konnten darüber hinaus jedoch keine Informationen bestätigen. Die Quellen wiesen auch darauf hin, dass seit dem Beginn der Proteste mindestens fünf Menschen in Mashad getötet und mehr als 200 verhaftet wurden. Zu prominenten Verhafteten zählen Hashem Khastar, Reza Arab und Rohulla Shahsavar.

3. Unbestätigten Berichten zufolge wurde die Unversität von Sistan und Baluchistan von der Regierung geschlossen. Überdies wurden die Universitätsstudenten aus ihren Wohnheimen geworfen und nach Hause geschickt. Daryoosh Shikoof, ein bekannter iranischer Filmemacher, der in Deutschland lebt, ist vor der russischen Botschaft in Berlin in den Hungerstreik getreten um dagegen zu protestieren, dass Russland weiterhin Ahmadinejads Regime unterstützt.

Verhaftet und getötet

4. Ayatollah Jannati – Vorsitzender des Wächterrats – gab bekannt, dass das in Haft verbliebene britische Botschaftspersonal überführt wurde, in die Unruhen verwickelt gewesen zu sein. Bei seiner Rede zum Freitagsgebet in Teheran fügte er hinzu, dass sie „für die Verbrechen, die sie begangen und auch bereits gestanden haben, vor Gericht gestellt“ werden würden. Er fuhr fort, dass „die Geständnisse Anderer, die zu Gewalt aufgerufen haben, ebenfalls im staatlichen Fernsehen gezeigt“ werden würden. Die Quellen berichten, dass die Regierung plant, das in Haft verbliebene Botschaftspersonal nach Schauprozessen zu hängen. Zwei Mitarbeiter der britischen Botschaft befinden sich weiterhin in Haft.

5. Sarah Sabaghian, Rechtsanwältin und bekannte Aktivistin der Frauenbewegung, wurde heute aus dem Evin-Gefängnis entlassen. Eine andere Gefangene in Evin, Mojtaba Tehrani, die die Internetseite der Zeitung Etemade Melli pflegte, rief ihre Familie nach einer Woche in Haft an und bat darum, für sie zu beten. Durch andere Berichte wurde bekannt, dass ein Angestellter der Iran Telecom entlassen wurde, nachdem er der BBC SMS geschickt hatte.

Politische Stellungnahmen

6. Großayatollah Yosuf Sanei erklärte heute, dass die „Geständnisse verhafteter Demonstranten juristisch und sachlich wertlos“ seien. Er fügte hinzu, dass „Verhaftungen, Töten, Schläge, Lügen und Täuschungen die Menschen nicht davon abhalten sollten, ihr Recht auf eine selbstbestimmte Zukunft zu verteidigen“. Er stellte die Rechtmäßigkeit der Wahl erneut in Frage, indem er feststellte, dass keiner der Kandidaten – außer dem Gewinner – seine Beschwerden gegen Parteinahme zurückgezogen hätte. Weiterhin warnte er die Sicherheitskräfte davor, gewalttätig gegen Bürger vorzugehen und nannte dies eine „Sünde, die nicht vergeben werden kann“. Er machte deutlich, dass kein Befehl einer Obrigkeit jemals Gewalttaten gegen die Bevölkerung rechtfertigen könne. Seine Äußerungen sind in dem Zusammenhang zu betrachten, dass weitere Ayatollahs für die Protestierenden Partei ergreifen und das Vorgehen der Regierung nach den Wahlen öffentlich anprangern.

7. Heute sind keine verläßlichen Stellungnahmen von Mousavi aufgetaucht. Seine Frau, Zahra Rahnavard, erklärte heute jedoch, dass Mousavi seinen Kampf für die Rechte der Frauen fortsetzen wird. Den Meldungen ist zu entnehmen, dass zumindest sie unter Hausarrest steht. Unbestätigten Berichten zufolge werden beide zur Zeit von Sicherheitskräften überwacht und in ihrer Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt.

8. Die Vereinigung iranischer Hochschulabsolventen hat eine Erklärung veröffentlicht, in der beklagt wird, dass „die Regierung seit den manipulierten Wahlen entschlossen ist, die Opposition mit allen zur Vefügung stehenden Mitteln zunehmend zu unterdrücken.“ Dutzende iranische Universitätsprofessoren haben ein Schreiben unterzeichnet, in dem sie ihrer äußersten Ungehaltenheit wegen der Übergriffe von Sicherheitskräften auf iranische Universitäten und Studenten Ausdruck verleihen.

Regierung / Internationales

9. Es wird berichtet, dass Ahmadinejads Reise nach Mashad abgesagt wurde, weil die Regierung gewalttätige Reaktionen der Einwohner befürchtet. Es gab auch Meldungen darüber, dass die Geistlichkeit in Mashad sich hinter verschlossenen Türen traf, um sich über die aktuelle Lage zu beraten, und dass viele den Protestierenden ihren Segen gaben. Mashad ist die zweitgrößte Stadt im Iran und gilt als heilig, da sie etliche Heiligtümer von Märtyrern und Familienangehörigen des Propheten Mohammed beherbergt. Sie zeichnet sich durch eine große und aktive Geistlichkeit aus.

10. Alle 27 EU-Staaten haben die iranischen Botschafter in ihren Ländern einberufen, um sie über die derzeitigen Verhältnisse im Iran zur Rede zu stellen. Sie fragten, was mit den Mitarbeitern der britischen Botschaft in Teheran, die sich immer noch in Haft befinden, geschehen solle, und forderten ihre sofortige Freilassung. Die EU erhöht den Druck auf Iran, indem sie nach „weiteren Möglichkeiten“ sucht, diese Angelegenheit zu lösen. Es wird berichtet, dass die EU in Betracht zieht, keine Visa mehr für iranische Regierungsvertreter auszustellen.

11. Die niederländische Regierung verabschiedete heute ein Gesetz, das den Export von Technologie in den Iran unterbindet, mit der Informationen gefiltert oder zensiert werden können. Es gab Meldungen darüber, dass China der iranischen Regierung Know-How zur Internetzensur und zum Aufspüren von missliebigen Nutzern zur Verfügung gestellt hat. Heute wurde auch berichtet, dass der Sultan von Oman – eines der wenigen Länder, die Ahmadinejad zur Wiederwahl gratulierten – seinen Besuch im Iran abgesagt hätte.

12. Die Zeitung Etemade Melli wurde erneut von der Regierung zensiert. Den Meldungen zufolge wurde sie gezwungen, die Artikel vom Vortag zu wiederholen. Die Regierung behauptet, dass alle Videos, die den Tod von Neda zeigen, gefälscht seien. Der Leiter der offiziellen Nachrichtenagentur der Regierung, IRIB, Herr Zarghami, warf Twitter, Facebook und YouTube vor, die Geschehnisse im Iran völlig verzerrt wieder zu geben und erklärte, dass sie von ausländischen Mächten gesteuert seien.

Bitte verbreiten Sie diesen Brief weiter und lassen Sie dadurch mehr Menschen wissen, was im Iran vor sich geht.

Die iranische Regierung schränkt die Nutzung des Internet weiter ein, um ihre Bevölkerung zum Schweigen zu bringen.

Viele Menschen im Iran suchen nach Informationen über Proxy-Server und Tor in Teheran und im ganzen Land.

Bitte spenden Sie Bandbreite. Sie leisten dadurch einen Beitrag, den iranischen Vorhang zu überwinden.

Es folgen einige Links mit Informationen dazu, wie man helfen und Hilfe erhalten kann:

Deutsch:

Was ist Tor? Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Tor_(Netzwerk)

Info und Anleitung: offizielle Seite des Torprojekts http://www.torproject.org/index.html.de


Englisch:

Tor Browser Bundle

Tor Browser Bundle

Tor Browser Bundle

Tor and the Iranian Election - Bring down the Iran Curtain | Ian's Brain

Farsi (persisch):

Tor Browser Bundle

Tor: ?????? Tor

Helfen Sie uns, mehr Brücken mit Tor aufzubauen: http://gonzotimes.net/?page_id=500

Übersetzt von Leo unter http://iran-info-dienst.blogspot.com/2009/07/green-brief-17-3.html

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