Original (Englisch) siehe
Ich bin NiteOwl alias Josh Shahryar - twitter.com/iran_translator bei Twitter. Ich bin Journalist und Menschenrechtsaktivist und KEIN Iraner. Dies ist eine Sammlung von Nachrichten aus dem Iran, die ich aus Twitter und dort angegebenen Webseiten zusammengestellt habe. Beachten Sie bitte, dass alles hier von Tweets stammt. (Meine Arbeit erscheint unter den Bedingungen von Creative Commons (CC).).
Hier sind die wichtigen Ereignisse von Samstag, 25. Juli 2009, die ich bestätigen kann.
Proteste/Unruhen
Heute fanden die weitverbreitetsten Demonstrationen in der Geschichte der Menschheit statt. (Nicht nach absoluten Zahlen, aber danach, wie viele und wo sie stattfanden.) Tausende Menschen nahmen in mehr als hundert Städten auf der ganzen Welt teil. Worte können diesem Ereignis nicht gerecht werden, deshalb sehen Sie bitte selbst - hier ist eine Sammlung von Fotos von dem Ereignis: http://www.flickr.com/photos/united4iran/show/.
Die riesige Grüne Schriftrolle in Paris können Sie hier sehen: http://www.youtube.com/watch?v=yPSmClUPSjQ.
Ein Mitglied des Green Brief-Teams berichtete, dass während des Konzerts von Green Day in New York wiederholt Bilder der iranischen Grünen Bewegung im Hintergrund gezeigt wurden. Hier ist ein Link zu einem Bild von PocketDiplomat:
http://pocketdiplomat.wordpress.com/photography/nyc/iran-rally/img_0110/. (Mehrere Freunde und Mitglieder des Green Brief-Teams haben mir Briefe über ihre Erlebnisse bei den Demonstrationen geschrieben. Ich danke allen für ihre Teilnahme. Ich selbst nahm auch an einer Demonstration teil und traf mich auch mit einigen Mitgliedern der Baha'i-Gemeinde.)
Die Demonstranten in Dubai wurden hingegen von der Regierung zur Beendigung der Kundgebung aufgefordert. Als sie dieser Aufforderung nicht nachkamen, wurden sie gewaltsam von der Polizei zerstreut. Es gibt teilweise Bestätigung dafür, dass zumindest ein Demonstrant verhaftet wurde.
Hunderte von Iranern demonstrierten heute auf dem Vanak- und dem Azadi-Platz und in vielen anderen Teilen Teherans. Die Demonstranten skandierten gegen die Regierung gerichtete Slogans und forderten die Freilassung verhafteter Demonstranten. In der glühenden Hitze bot man den Leuten grüne Softdrinks an. Die Demonstranten wurden von Sicherheitskräften in Zivil und Polizisten angegriffen und viele auf dem Vanak- und dem Azadi-Platz wurden schwer geschlagen. Viele weitere wurden verhaftet. Die Familien verhafteter Demonstranten hielten wieder eine Versammlung vor dem Evin-Gefängnis.
Mussawis Lager hat Berichten zufolge bei der Regierung um Genehmigung angesucht, am Donnerstag eine Trauerfeier für die Ermordeten abzuhalten, was mit dem 40. Tag nach Nedas Tod zusammenfällt.
Demonstranten haben damit begonnen, Ahmadinedschads Namen auf Müllsäcke zu schreiben.
Opposition
Irans PressTV berichtet: "Ein Gericht in Teheran hat den iranischen Minister für Industrie und Bergbau Ali-Akbar Mehrabia des Betrugs für schuldig befunden. Er hatte die Erfindung von jemand anderem auf seinen eigenen Namen registriert. Der Schuldspruch kam, nachdem der Kläger Farzad Salimi eine Beschwerde gegen die ehemaligen Magistratsbeamten Mehrabian und Mousa Mazloum wegen der unrechten Registrierung einer Erfindung mit der Bezeichnung 'Sicherer Raum für Erdbeben' in ihrem Namen eingereicht hatte."
Ayatollah Mousavi Ardabeli gab eine weitere Erklärung ab, in der er die Regierung dazu auffordert, alle Festgenommenen, die nicht das Gesetz gebrochen haben, freizulassen. Er sagte, die Regierung würde wegen der Verhaftungen das Vertrauen der Menschen verlieren.
Ayatollah Ali Mohammad Dastegheyb gab eine Erklärung ab, in der er einen im Namen des Expertenrates veröffentlichten Brief verurteilte, der Rafsanjani kritisiert. Er forderte sie auf, den Brief umgehend zurückzuziehen und sich bei Rafsanjani zu entschuldigen.
Ayatollah Zanjani hat Berichten zufolge eine Fatwa herausgegeben, in der er zum Boykott von Ahmadinedschads Amtseinführung aufruft.
Die Anführer der reformistischen Lager haben einen Brief an die Groß-Ayatollahs des Irans geschrieben, sie mögen ihr Schweigen nach der Wahl und den Geschehnissen nach der Wahl brechen. Mussawi, Khatami und Karroubi - die hauptsächlichen Unterzeichner - forderten die Ayatollahs auf, die Regierung daran zu hindern, das Gesetz zu brechen und Gräueltaten gegen das Volk des Irans zu verrichten.
Davon unabhängig veröffentlichte Karroubi heute auch eine Erklärung, in der er es verurteilt, dass bei den Demonstrationen durchgehend Frauen geschlagen wurden. Er warf den Sicherheitskräften vor, dass sie besonders auf Frauen abgezielt hätten. Später sagte er bei einem Treffen mit Mitgliedern seiner Partei, sie müßten entschiedener gegen die sich verschlechternde Situation vorgehen. Er gab auch eine baldige Eingrenzung der Partei bekannt.
Obwohl Ayatollah Vaez Tabasi - der bedeutendste Geistliche in Mashhad - Ahmadinedschad bei seinem Besuch dieser Stadt nicht begrüßte oder sich mit ihm traf, war er letzte Woche, als Rafsanjani die Stadt besuchte, sogar zum Flughafen gekommen, um diesen willkommen zu heißen. (Dies ist nun bestätigt worden.)
Mohammad Reza Naseri Shohan - ein hochrangiges Mitglied der Etemaade Melli-Partei in der Ilam-Provinz - wurde von der Justiz vor Gericht vorgeladen.
Regierung, Internationales
Nachdem seine Berufung als Ahmadinedschads höchstrangiger Vize-Präsident zurückgezogen wurde, wurde Mashaie nun als Ahmadinedschads Stabschef und höchster Berater eingesetzt.
Trotz früherer Berichte, dass die Geheimdienst-, Gesundheits-, Arbeits- und Kulturminister alle entlassen wurden, können wir an dieser Stelle nur die Entlassung des Geheimdienstministers Mohseni Ejaie bestätigen. Berichte legen nahe, dass er deshalb entlassen wurde, weil er gegen die TV-Ausstrahlung von Geständnissen von Gefangenen auf IRIB war.
Teilweise bestätigte Berichte deuten auch darauf hin, dass der Kommandant der Basidsch, Hossein Taleb, zu Ejaie's Nachfolger in Ahmadinedschads neuem Kabinett berufen werden wird. Taleb steht unter dem Vorwurf, der Drahtzieher hinter der Folter von Gefangengen und dem Erzwingen von Geständnissen zu sein.
Sayed Ali Jafari - der Kommandant der Revolutionsgarden - hat erneut die Reformisten beschuldigt, sie würden versuchen, eine samtene Revolution anzuzetteln. Er behauptete, die größten Gefahren für die Stabilität im Iran käme von Elementen innerhalb des Landes.
Verhaftungen, Freilassungen, Todesopfer
Mohsen Rohul-Aminis Vater sagte heute, dass Mohsen gestorben sei, nachdem er schwer gefoltert worden war. Mohsens Vater zufolge sei sein Kinn gebrochen gewesen und nachdem er tagelang geblutet hatte, bekam er Meningitis und starb als Folge davon.
Amir Javadifar - ein verhafteter Demonstrant - starb in Evin. Es kann nicht bestätigt werden, ob er unter Folter starb. Seiner Familie wurde aufgefordert, seinen Leichnam am Sonntag abzuholen. Er war 24 und Student an der Qazvin’s Azad Universität. Es gibt Berichte - aber keine Bestätigung - dass ein weiterer Gefangener, Mojtaba Samenezhad, unter der Folter in Evin gestorben ist.
Die Gefängnisse im Iran sind durch den explosionsartigen Anstieg von Gefangenen zu einer Brutstätte für Infektionskrankheiten geworden. Das Gesundheitsministerium berichtete in den letzten Tagen, dass mindestens 2000 Injektionen an Gefängnisse in allen Teilen des Irans geschickt wurden. Mindestens zwei Gefangene sind bisher in der Haft an Meningitis gestorben. Die Familien von Demonstranten, die gestorben oder schwer verletzt sind, nachdem sie in Evin gefoltert wurden, bekommen ihre Angehörigen oder ihre Leichen nur dann zurück, wenn sie sich verpflichten, keine Beschwerde gegen das Gefängnis einzureichen.
Eine Anzahl von Intellektuellen, unter ihnen Fariborz Rayis Dana, wurden verhaftet, als sie an einer Zusammenkunft zur Ehre des Geburtstages des iranischen Dichters Ahmad Shamloo teilnahmen.
Das Personal des Evin-Gefängnisses sagte den Familien von Verhafteten heute, dass sich keine der Namen von den Verhafteten, über die sie Auskunft verlangten, in der computerisierten Datenbank des Gefängnisses befänden.
Wir hatten bereits früher berichtet, dass einige Gefangene in einem provisorischen Internierungslager festgehalten würden, das früher als Drogenrehabilitationszentrum gedient habe. Nun liegen uns Berichte vor, denen zufolge im Hof des Gebäudes tiefe Gruben ausgehoben worden sind. Gefangene werden in diese Gruben hinabgelassen und dort für mehrere Tage ohne Essen oder Wasser festgehalten.
Der verhaftete Reformist Saeed Hajjarian ist Berichten zufolge [Anmerkung: Rest des Satzes fehlt im Originaltext...?]
Die verhafteten Journalisten Masood Bastani und Mahsa Amrabadi durften einander heute kurz sehen. Mahsa ist hochschwanger.
Ein Blogger hat einige Bilder erstellt, wie iranische Banknoten aussehen könnten, wenn die Grüne Bewegung Erfolg gehabt hat. (Das ist ein "dann, wenn" und kein "falls").
Ich entschuldige mich für die Verspätung und Kürze dieses Berichts. An meinem Einsatz für diese Sache hat sich nichts geändert und wird sich auch nichts ändern. Aber da mir von allen Seiten nahegelegt wurde, eine Pause einzulegen, beschloss ich, etwas Zeit mit einer Freundin zu verbringen, um mich ein wenig zu entspannen. Kudos an sie und danke an alle für die kräftige Unterstützung!
Diskussion/Anmerkungen: http://aic.openmsl.net/wiki/index.php/Green_Brief_38; wenn das Dokument noch nicht existiert, bitte einfach erstellen.
Wenn Sie den Green Brief veröffentlichen möchten, besuchen Sie bitte diese Seite: http://tinyurl.com/mjxrz3
Für Rundfunksprecher: http://tinyurl.com/nmvxpk
Liste aller Green Briefs: The Green Briefs
Ein großes Dankeschön an Sahar joon für die Hilfe beim Korrekturlesen und für viele wertvolle Hinweise. Vielen Dank auch an alle Übersetzer, die ihre wertvolle Zeit einsetzen, damit diese Informationen so viele Menschen wie möglich erreichen.
Alle deutschen Übersetzungen der Green Briefs sind im Blog Nachrichten zur Situation im Iran zu finden
(übersetzt von Kyrah unter http://kyrah.net/gr88/gb39.html
Montag, 27. Juli 2009
Green Brief #39 (25. Juli 2009) - Deutsch
Labels:
39,
Green Brief,
Green Twitter,
Iran,
July 25 Juli,
NiteOwl,
Protest
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen