Donnerstag, 24. September 2009

SIC Newsletter 23. September 2009 - Deutsch

Mittwoch, 23. September 2009

Pläne für die Zukunft

Proteste vor dem UN-Hauptquartier in New York am 23. und 24. September gegen die Teilnahme Ahmadinejads an der Generalversammlung der Vereinten Nationen.
(in Deutschland: Termine in Deutschland
Termine international:
http://www.united4iran.com/)

Nachrichten
- Radio Farda: Mahmoud Ahmadinejad kam am Dienstag nachmittag nach New York, um vor der UN-Generalversammlung eine Rede zu halten. In den ersten Stunden nach seiner Ankunft versammelten sich Iraner auf Einladung der Gruppe "Voices for Iran" in einem Park nahe dem UN-Hauptquartier und zeigten einen Videoclip mit Stimmen von Iranern. In der künstlerischen Installation bildeten in Weiß gekleidete Freiwillige eine menschliche Wand als Projektionsfläche für den Film. In dem Kurzfilm wurde ein Rückblick auf die Ereignisse nach der letzten Präsidentschaftswahl im Iran gezeigt, unterlegt mit Stimmen von Menschen im Iran, die erklärten "Ahmadinejad ist nicht mein Präsident".

Video:

(Video eingefügt von Julia)

Darüber hinaus wurden auf den Straßen um das UN-Hauptquartier herum immer wieder zwei Lastwagen mit Anschlagtafeln gesehen, auf denen die Menschenrechtsverletzungen thematisiert waren. Die Internationale Menschenrechtskampagne im Iran hatte diesen kreativen Beitrag initiiert, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Menschenrechtsthema im Iran zu lenken.
(Foto eingefügt von Julia)

-BBC: Während der Rede Ahmadinejads vor der UN-Hauptversammlung riefen Demonstranten außerhalb des Gebäudes Parolen gegen ihn. Ahmadinejads Rede dauerte etwa 40 Minuten und begann um 19 Uhr Ortszeit. Während seiner Rede blieben viele Stühle im Saal leer, Delegierte einiger westlicher Länder wie u. a. Kanada und Frankreich verließen während seiner Rede den Saal.





















(Fotos eingefügt von Julia)


Die Proteste vom Mittwoch waren stärker als die vom Vortag, und BBC zufolge überstieg die Zahl der Demonstranten der Grünen Bewegung die anderer Gruppen. Die "Grünen" riefen "Freiheit für die politischen Gefangenen", "Unabhängigkeit, Freiheit, Iranische Republik", "Lügner, Lügner, wo sind deine 63% (an Stimmen)?" und "Tod dem Diktator." Fotos von der getöteten Neda Agha-Soltan stachen aus der Menge der Transparente und Schilder heraus. Die Proteste werden morgen weiter gehen. Einige der Fotos:






































(Fotos von SIC)

- BBC: Der Weblog des angesehenen wissenschaftlichen Journals "Nature" hat erklärt, ein vom iranischen Minister für Höhere Bildung Kamran Daneshjoo in 2009 in einem Wissenschaftsjournal unter seinem Namen zusammen mit Majid Shahravi veröffentlichtes Paper weise starke Ähnlichkeiten zu einem Paper auf, dass vor sieben Jahren von einigen koreanischen Forschern in einem anderen Journal veröffentlicht wurde.

- BBC: Ayatollah Dastgheyb, der Repräsentant der Provinz Fars im Expertenrat, hat davor gewarnt, die Verfassung des Landes zu ignorieren und die Arbeit des Expertenrats und seiner Mitglieder kritisiert. Wie seine offizielle Webseite mitteilt, sagte er bei dem Treffen des Expertenrats: "Es ist die Pflicht des Rates, Verstößen gegen die Verfassung nachzugehen, aber was ist der Grund dafür, dass er keine Treffen abhält oder abhalten kann, wenn es notwendig ist, Fälle von Verfassungsverstößen zu untersuchen?" Wie er sagte, sei der mit den Stimmen von mehr als 50 Mitgliedern gewählte Vorsitzende des Expertenrates "nicht in der Lage, ein Treffen einzuberufen" [als dies notwendig war].

- Radio Farda: Der Präsident der Technischen Universität Isfahan hat in einem Brief an Familien von 50 Studenten deren Kinder als "mangelhafte Studenten" bezeichnet. Er schreibt, diese Studenten seien "mit islamischer Zuneigung und Herzlichkeit behandelt" worden und könnten "noch immer ihr Studium fortsetzen, doch wenn sie sich weitere Verstöße zu Schulden kommen lassen, wird das nicht toleriert und man wird ihnen entschieden begegnen."

- Nowrooz: Ayatollah Seyed Jalal Al-din Taheri Esfahani hat in einem Brief an Ayatollah Montazeri dessen jüngste Äußerungen gelobt und sagte, die schiitische Geistlichkeit befände sich zur Zeit in einer großen Prüfung, um die Islamische Republik zu schützen und die persönlichen und sozialen Rechte und die Freiheit zu respektieren und gleichzeitig "am Guten Gefallen zu finden und das Falsche zu verbieten".

-Nowrooz: Die Islamische Iranische Partizipationsfront (eine Reformpartei) hat in einem Statement... (? Textteile fehlen, d. Übers.) ... seien in der Verfassung und der Revolutionscharta explizit erwähnt, die Regierung und die Regierenden sollten unter Druck gesetzt werden, und in dieser kritischen Aktion sei der erste Schritt, die (unverständlich, d. Übers.) Verhaftung von Frau Azar Mansouri, der politischen Vertreterin des Generalsekretärs der Partizipationsfront, zu respektieren.
In dem Statement heißt es: Der Grüne Pfad der Hoffnung, der sich vor der iranischen Nation auftut, hat viele Anhänger, und weder kann dieser Pfad von irgendjemandem versperrt werden, noch ist es möglich, die Menschen durch solche Aktionen einzuschüchtern oder davon abzuhalten, diesen Pfad zu gehen.

- BBC: Die sechste Sitzung des vierten Expertenrats der Führung hat ein abschließendes Statement veröffentlicht, das in der Hauptsache auf die 10. Präsidentschaftswahl und die darauf folgenden Ereignisse eingeht und Ayatollah Khamenei und seinen Äußerungen Beifall zollt. Allerdings nahm (der Vorsitzende, d. Übers.) Rafsanjani am zweiten Tag aus unbekannten Gründen nicht an der Sitzung teil. Anscheinend verließ er die Sitzung aus einem nicht bekannt gegebenen Grund frühzeitig.

Nachrichten von Verhafteten, Vermissten und Verstorbenen
- BBC-Mowje Sabz: Die Journalistin und Frauenrechtlerin Shiva Nazar-Ahari, die nach den Wahlen vom 12. Juni verhaftet worden war, wurde Mittwoch Abend in Teheran freigelassen. Berichten zufolge war Frau Nazar-Ahari - eine "markierte" (suspendierte) Studentin und Mitglied der Journalisten für Menschenrechte), in der Sicherheits-Abteilung 209 des Evin-Gefängnisses inhaftiert. Wie "Mowj-e Sabz" berichtet, erfolgte ihre Entlassung gegen eine Kaution von 200.000 $.

- Radio Farda: Mahdieh Mohammadi, die Ehefrau von Ahmad Zeidabadi, berichtet, dass ihr Mann im Gefängnis schwer geschlagen wurde. Frau Mohammadi sagte Internet-Webseiten gegenüber, der Journalist und Generalsekretär der Iranischen Alumni-Organisation Ahmad Zeidabadi sei von den Verhörbeamten im Evin-Gefängnis schwer geschlagen worden, um ihn dazu zu zwingen, das von ihnen verfasste Manuskript als sein eigenes zu verlesen. Frau Mohammadi fügte hinzu, der Hauaptanklagepunkt gegen Ahmad Zeidabadi sei, dass er einen offenen Brief an Ali Khamanei verfasst habe; man verlange von ihm, sich dafür zu entschuldigen, dass er ihn mit "Führer" angesprochen und nicht den üblichen Terminus "Oberster Führer" verwendet habe.

- Parleman News: Fakhrossadat Mohtashamipour hat ihrem Ehemann Mostafa Tajzadeh einen etwa einstündigen Besuch im Evin-Gefängnis abgestattet. Sie sagte, er habe während seiner 103 Tage dauernden Haft seine Familie nur zwei Mal anrufen dürfen. Wie sie sagte, befinde er sich noch immer in Einzelhaft, der für ihn zuständige Verhörbeamte habe gesagt, dass seine Akte noch nicht fertiggestellt sei. Sie betonte: "Tajzadeh hatte absolut keine Ahnung von den Ereignissen nach der Wahl und sagte, er bekäme seit drei Tagen die Zeitung Keyhan zu lesen".

Empfehlungen und Warnungen
Die Zusammenfassung von Mohsen Sazegaras Kommentaren am Mittwoch:
1. Für die als Beschwichtigungsmanöver für das Volk und Lösung des Problems verstandenen Äußerungen Rafsanjanis bei seiner Rede in der Sitzung des Expertenrats gebe es nur eine Lösung: Die Putschregierung müsse annulliert und der gewählte Präsident Mir Hossein Mousavi zum Präsidenten gemacht werden, die Putsch-Behörden müssten vor Gericht gestellt werden.
2. Was Aziz Jafari über die Verantwortun Khameneis gesagt habe, sei richtig, doch er und die Putsch-Agenten müssten der Nation gegenüber auch rechenschaftspflichtig sein. Das IRGC-Ungeheuer, das sich nun gegen die Nation gestellt habe, sollte dem Volk gegenüber nachgeben und abtreten. Beide Statements seien unter dem Einfluss der Volksbewegung am Quds-Tag abgegeben worden.
3. Arbeiter der Iranian Aluminium Company IRALCO sind in den Streik getreten, und die Grüne Bewegung in Arak könne jetzt mit ihnen in Kontakt treten, um ihnen die Ziele der Grünen Bewegung zu erläutern und zu zeigen, dass ein Sieg der Grünen Bewegung auch ihnen zu Gute kommen werde.
4. Ziviler Ungehorsam bedeute die Außerachtlassung von Gesetzen, Vorschriften und Richtlinien der Regierung. Eines der bekanntesten Beispiele sei der Fall der alten Dame, die während der Zeit der Rassentrennung in den USA in Alabama in einem Bus in der Abteilung für Weiße gesessen habe, oder Nelson Mandela, der Geburtsurkunden von Schwarzen verbrannt und so gegen die Trennung zwischen Weißen und Schwarzen protestiert habe.
In unserem Land ist ein Protest gegen die verpflichtende Kleiderordnung für Frauen ein klares Beispiel für zivilen Ungehorsam der vergangenen 30 Jahre.
Unsere Aktionen sollten zwei Merkmale haben: Erstens sollten sie sich gegen die von der Putschregierung initiierten Fälle wie z. B. deren Vorgehen gegen die Farbe Grün richten, zweitens sollten sie das Militär dazu bringen, sich zu beteiligen und sich vermehrt in den Alltag der Menschen einzumischen.

Das Audio-File von Sazegaras Ansprache ist dem Original-Newsletter beigefügt.

E-Mail: student.information.center@gmail.com
Tel: +1 (253) 234-IRAN , +1 (253) 234-4726
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Twitter: IranSIC

Übersetzung aus dem Englischen: Julia
Original unter:
http://groups.google.com/group/student-information-center

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Zusätze:

CNN-Bericht über die Rede Ahmadinejads am 23. September 2009 vor der UN-Generalversammlung:



1. Weltweites Projekt "Green Light" 18.-25. September: Licht für Iran

2. Unterstützer, Mitglieder, Übersetzer gesucht für neue
Facebook-Gruppe zur Übersetzung von Blogs, Artikeln und Nachrichten zum Thema Iran, die nicht in den Massenmedien erscheinen. Jede/r kann mitmachen, aktiv oder passiv!

3. Sammlung aller aktuellen Online-Petitionen zum Iran (mit freundlicher Genehmigung von @nedaagain): http://sites.google.com/site/petitionsforiran/home

4.
Aktuelle Veranstaltungstermine in Deutschland (keine Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit, Änderungen und neue Termine können hinterlassen werden)

5. Deutsche Übersetzungen von Blogs, Artikeln und Nachrichten zum Thema jenseits der internationalen Medien:
Julias Blog

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