Sonntag, 23. August 2009

SIC Newsletter 22. August 2009 - Deutsch

Samstag, 22. August 2009 Pläne für die Zukunft - Einladung durch die Grüne Bewegung, sich ihr auf der jährlichen Demonstration des Tages Quds ("Tag der Goldenen Moschee in Jerusalem", d. Übers. , letzter Freitag des Ramadan) anzuschließen.

Nachrichten
- BBC: Times Online hat als wichtigste internationale Nachricht am 22. August den Bericht eines 15-jährigen namens Reza veröffentlicht, der während der auf die Wahl folgenden Unruhen verhaftet und der Zeitung zufolge im Gefängnis mehrfach vergewaltigt worden ist.
Die Times schreibt, er sei 20 Tage lang in Haft gewesen, geschlagen worden und "dem Abu-Ghraib-Stil sexueller Demütigungen und Missbrauchs unterzogen worden, für das das iranische Regime die Vereinigten Staaten angeprangert hat". Die Times bezeichnet Reza als "lebenden Beweis" für die von Oppositionsführer Mehdi Karroubi erhobenen Anschuldigungen, dass Gefängnisbeamte sowohl männliche als auch weibliche Häftlinge systematisch vergewaltigen würden, um ihren Willen zu brechen. Times zufolge berichtete Reza, dass drei Männer in Zivil, die sich als Häftlinge ausgaben, ihn in der ersten Nacht im Gefängnis vergewaltigten, "während die anderen Jungen zusahen", und dabei sagten, sie "tun das für Gott". Die Times beschreibt Details mehrerer weiterer Vergewaltigungen, die Reza erleiden musste (auch Vergewaltigungen "durch Polizisten"), und beschreibt weiter, wie Reza und 130 weitere Häftlinge zum Revolutionsgericht der Stadt gebracht wurden. Dort wurden Reza und einige andere Häftlinge ausgesondert, um "ihnen Angst zu machen, damit sie die Geschehnisse, die sie durchlebt haben, nicht preisgeben". Weiterhin hätten sie den Jungen befohlen, miteinander Sex zu haben.
Der vollständige Artikel ist online zu lesen unter http://www.timesonline.co.uk/tol/news
/world/middle_east/article6805885.ece

[Deutsche Übersetzung des Artikels: http://lilalinda-juliasblog.blogspot.com/2009/08/iranian-boy-tells-of-prison-rape.html, d. Übers.]


-BBC: Interpol hat bestätigt, dass der Name von Irans designiertem Verteidigungsminister, Ahmad Vahidi, auf der Interpol-Liste der gesuchten Personen steht. Interpol zufolge wird Vahidi wegen der vorgeworfenen Beteiligung an dem Bombenanschlag auf das Gebäude des Israelisch-Argentinischen Verbands AMIA (Israeli-Argentine Mutual Association) in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires im Jahr 1994 gesucht, gegen ihn wurde vor zwei Jahren eine "red notice" erlassen. Mit einer "Red notice" informiert Interpol seine 187 Mitgliedsländer über die Ausstellung von Haftbefehlen.

- BBC: Das argentinische Außenministerium äußerte sich aufgebracht über die Nominierung Ahmad Vahidis zum neuen Verteidigungsminister der neuen Regierung Ahmadinejad. Gegen Vahidi liegt ein Haftbefehl von Interpol vor; ihm wird vorgeworfen, in den Bombenanschlag auf das Gebäude eines israelisch-argentinischen Zentrums in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires verwickelt gewesen zu sein. Das argentinische Außenministerium bezeichnete seine Nominierung als "Affront gegen das argentinische Rechtswesen und die Opfer des Terrorangriffs."

- BBC: Der stellvertretende Staatsanwalt von Teheran sagte, 160 bis 170 der während der auf die Wahl folgenden Ereignisse verhafteten Personen seien Anführer der Unruhen, über die das Gericht entscheiden und sein Urteil verhängen werde.

- Radio Farda: Mir Hossein Mousavi wies auf die friedliche Demonstration vom 15. Juni in Teheran hin und sagte, das "Bewusstsein" des Volkes habe die Verwirklichung der Pläne der "Autokraten" verhindert. Bei einem Treffen mit Familien von Inhaftierten im Haus von Mohsen Mirdamadi betonte er, diese Verhaftungen seien "unberechenbar". Die Situation hätte viel schlimmer sein können, wenn die Menschen nicht so aufmerksam gewesen wären und nicht so einen Sinn für Gerechtigkeit hätten. Die Autokraten hatten vorgehabt, die Reformer und unabhängige Bewegungen durch Anschuldigungen und [ ﮓﻧﺍ ؟؟ﯽﻧﺯ ] auszulöschen, doch die millionenfache Stärke der Demonstrationen hätten großangelegte Operationen gegen die Reformbewegung verhindert.

- Radio Farda: Während Ahmad Jannati die Verhaftung von Führungspersonen der Protestbewegung gegen die Wahlergebnisse im Iran forderte, ist Qoms Freitagsimam Ayatollah Amini während seiner Freitagspredigt auf die Ereignisse nach der Wahl, die Verhaftungen und die Prozesse gegen eine Reihe von Protestteilnehmern eingegangen und hat die Konflikte mit den Dissidenten scharf kritisiert. Er erklärte, diese "Sturheit und Bestrafungen" könnten das Regime nicht schützen.

Nachrichten von Verhafteten, Vermissten und Verstorbenen
- Radio Farda: Fast 70 Tage nach der Verhaftung von Abdolfattah Soltani, dem Rechtsanwalt und Mitglied des Zentrums der Menschenrechtsverteidiger, hat seine Frau in einem Brief an den Justizchef eine Erklärung über den Status seiner Inhaftierung gefordert.

- Radio Farda: Parvin Fahmi, die Mutter von Sohrab Arabi, sagte in einem Interview mit Radio Farda, sie hoffe und bete, dass Sohrab durch einen Schuss ins Herz und nicht in einem dieser (berüchtigten) Gefängnisse wie dem Internierungslager Kahrizak gestorben sei.

- Mowje Sabz: Das Büro von Richter Haddad teilte den Familien der Inhaftierten Sadegh Norouzi, Somayyeh Tohidlou und Mohammad Reza Jalaeipour mit, dass der Teheraner Generalstaatsanwalt Mortazavi trotz Zahlung der Kautionen und Ausstellung der Entlassungsurteils angeordnet habe, die Freilassung zu stoppen.

Analyse - New York Times: KAIRO — Der nominierte iranische Verteidigungsminister wird im Zusammenhang mit dem Bombenanschlag auf ein jüdisches Kulturzentrum in Buenos Aires in 1994 gesucht. Dies stellt Irans internationale Reputation vor eine weitere Herausforderung, nachdem eine kontroverse Wahl Irans Legitimität zu Hause und im Ausland unterminiert hatte.

- The Guardian: Ein früherer Befehlshaber der Revolutionsgarden Irans wurde vom iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad zum Chef des Verteidigungsministeriums des Landes nominiert, obwohl er wegen des Bombenanschlags auf ein jüdisches Kulturzentrum in Argentinien auf der Interpol-Liste gesuchter Personen steht.

Empfehlungen und Warnungen
- Mohsen Sazgara hat sein Video für Samstag veröffentlicht. In einer Analyse der Demonstrationen vom vergangenen Donnerstag sagte er, man könne festhalten, dass große Wohnkomplexe wie die in Ekbatan, Apadana und Atisaz zu den Orten gehören, die für Aktivitäten der grünen Kampagne am besten geeignet seien. Er bezeichnete sie als "freigegebene Orte". Nach dem Fastenbrechen könnten die Menschen sich dort versammeln (und demonstrieren) und sich im Falle eines Angriffs durch Sicherheitskräfte in die Wohnungen flüchten. Währenddessen könnten andere von den höheren Stockwerken aus Fotos und Videos von den Demonstrationen sowie von den Gesichtern der Sicherheitskräfte machen. Sazegara fügte hinzu, dass Demonstrationen in Wohngegenden effektiver seien, da sich die dort lebenden Menschen besser auskennen.
Außerdem sagte Sazgara mit Bezug auf die Verteidigung von Ayatollah Saneis Haus und dem Büro der Zeitung Etemaad-e Melli durch die Menschen, solche Aktionen wären eine gute Lektion für die "faschistischen" Zivilpolizisten.
Am Ende erläuterte Sazegara die folgende geeignete Struktur für Aktivitäten:
- Jede Gruppe besteht aus 3 - 7 Mitgliedern, einer davon hält die Verbindung mit anderen Gruppen
-Jede Gruppe hat ihren Stützpunkt in einer bestimmten Gegend oder sozialen Gruppe, wie z. B. Studenten, Angestellte usw.
-Jede Gruppe ist verantwortlich dafür, sich zu informieren (z. B. Informationen mit Bezug auf die Grüne Kampagne), horizontale Kommunikation mit anderen Gruppen und vertikale Kommunikation über HTTPS (sicher) G-Mail und Skype zu gewährleisten.
Das Audio-File der Ansprache von Sazegara ist dem Original-Newsletter angehängt.

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Tel: +1 (253) 234-IRAN , +1 (253) 234-4726
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Übersetzung aus dem Englischen: Julia
Original unter
http://groups.google.com/group/student-information-center

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Zusatz: Aktuelle Demonstrationstermine in Deutschland gibt es hier:
http://lilalinda-juliasblog.blogspot.com/2009/07/demonstrations-in-germany-alphabetical.html
(keine Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit, Änderungen und neue Termine können hinterlassen werden)

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